[Bad Aibling] - 08.03.2022 „Ich fühle mich noch jung im Herzen, nur heute bin ich ein bisschen vergesslich. Ist aber nicht so schlimm“, erzählt Oma Lilo.
Sie ist eine 94 Jahre alte Dame aus dem Seniorenheim Wittelsbach. Einmal in der Woche geht sie in den Kindergarten, der sich ebenfalls auf dem Campus befindet, um mit den Kindern zu spielen, ihnen Geschichten zu erzählen und mit ihnen zu singen. „Kinder habe ich schon immer geliebt“, erzählt sie. „Ich habe drei eigene Kinder und jetzt schon vier Enkelkinder, aber die leben weit weg und deswegen ist es mir eine Herzensangelegenheit mit Kindern in Kontakt zu kommen."
Bei diesem ungleichen Zusammentreffen einer 94-jährigen mit den 4 – 6-Jährigen profitieren offenbar beide Seiten. Oma Lilo denkt gar nicht daran, nur in ihrem Zimmer zu bleiben und auf den Tod zu warten. Sie geht hinaus, um das Leben zu treffen. Und das lebt quirlig gleich nebenan, nur 50 m vom Seniorenheim entfernt in einer Kindertagesstätte des Advent-Wohlfahrtswerkes.
„Ich finde eigentlich alles schön, habe mein ganzes Leben viel gesungen und das mache ich auch am liebsten. Deshalb sing ich viel mit den Kindern, vor allem was gerade gut in die Jahreszeit passt. Jetzt im März passt z.B. gut ‚Im Märzen der Bauer‘“. Recht hat sie, die Oma Lilo, denn Volkslieder werden in den Familien in der Regel nur noch selten gesungen. „Sie können hier so viel lernen und für ihr späteres Leben gebrauchen“, sagt sie. „Am liebsten würde ich gerne mit den Kindern spazieren gehen, ihnen dabei die Natur erklären, was in der Erde wächst und gedeiht. Das habe ich auch schon gemacht und dabei ein Mädchen im Kurpark besser kennengelernt. Sie hat mir den Namen Lilo-Oma“ verpasst. Seitdem bin ich eben die Lilo-Oma. Wenn ich im Kurpark spazieren gehe, rufen die Kinder aus dem Kinderhaus meinen Namen ‚Hey, da ist die Lilo-Oma‘. Dann stellen sie mich ihren Eltern vor und das macht mich richtig froh.“
Die Begegnungen zwischen der Lilo-Oma und den Kindern sind allerdings nicht zufällig. Sie sind Teil des Generationen-übergreifenden Konzeptes im Advent-Kinderhaus am Kurpark. Kinder brauchen lebendige Beziehungen um beziehungsfähig zu werden. Die erfahren sie zuerst in ihren Familien, mit Freunden und auch den Gleichaltrigen im Kindergarten. Aber in der Begegnung mit alten Menschen kommen sie in einen besonderen Kontakt mit einer Welt die größer und älter ist als ihr unmittelbares Umfeld.
Es mag sein, dass die meisten Kinder die Lilo Oma wieder vergessen. Und dennoch hat sie ihnen einen bleibenden Schatz als Ressource für ihr Leben mitgegeben. Es ist neben Geschichten und Liedern die Erfahrung, dass alt gewordene Menschen interessant, liebenswert und wichtiger Teil ihres Lebes sind.
Das Advent-Kinderhaus am Kurpark in Bad Aibling ist die jüngste der Kindertagesstätten des Advent-Wohlfahrtswerkes. Sie wurde 2018 eröffnet und bietet 12 Krippen- und 25 Kindergartenkindern Platz. Auf der Grundlage des bayerischen Bildungs-und Erziehungsplanes sind christliche Wertevermittung wesentliche Schwerpunkte und die Gemeinschaft von “Groß & Klein” bzw. von “Jung & Alt” Teil des generationenübergreifenden Konzeptes. Auch die Pfadfinder- und die Jugendgruppe auf dem Campus gehören zu den Kooperationspartern. Das Mittagessen wird täglich frisch im Seniorenheim Haus Wittelsbach gekocht und angeliefert.
Mehr über die Kita zu erfahren ist unter https://advent-kinderhaus-am-kurpark.de