[Hannover / Philippinen) - Der Bedarf an Pflegefach- und -hilfskräften in Deutschland steigt. Das Angebot hingegen sinkt. Das trifft auch für die Seniorenheime und Hospize des AWW zu.
Um die Betriebsfähigkeit zu erhalten, müssen deshalb immer öfter Leiharbeitskräfte angestellt werden. Das lässt die Kosten explodieren, denn die Personalkosten für Leiharbeitskräfte betragen das 2- bis 3-fache und werden zudem von den Kostenträgern nicht übernommen. Das führte zwangsläufig für die Seniorenheime des AWW zu hohen finanziellen Verlusten. Eine Entspannung der Situation ist vorerst nicht in Sicht.
Auf diesem Hintergrund sind Georg Remmert, Geschäftsführer der Seniorenheime Friedensau und Berlin-Steglitz und Volkmar Proschwitz, geschäftsführender Vorsitzender des Advent-Wohlfahrtswerk e.V. (AWW) und Gesellschaftervertreter der Seniorenheime vom 10. – 25. Januar 2024 auf die Philippinen gereist. Ziel ihrer Mission war es, Fachkräfte für die Seniorenheime und Hospize des AWW in Deutschland zu gewinnen. Bereits seit 2018 bestehen gute Kontakte zu den Philippinen sowie zu Sprachschulen und zu Regierungsstellen des Landes.
„Wichtig war uns, dass das AWW den Philippinen keine Pflegekräfte wegnimmt“, erklärte Volkmar Proschwitz und berichtete weiter, dass es nicht leicht für die dortigen Absolventen sei, nach dem Studium zur Pflegekraft eine Anstellung zu finden. Auch seien die Verdienstmöglichkeiten auf den Philippinen ziemlich gering, die Kosten für Lebenshaltung und Ausbildung jedoch hoch. Deshalb wollen viele Studierende später im Ausland arbeiten und einen Teil ihres Gehaltes zur Unterstützung ihrer Familie und für die Ausbildung der Kinder nach Hause schicken. Zudem sind sie weltoffen, möchten neue Kulturen kennenlernen und im Ausland Erfahrungen sammeln. Schließlich wollen sie durch ihren Dienst auch ihren Glauben in der Welt bezeugen und so das Evangelium verkündigen. Diese Kooperation liegt also nicht nur im Interesse des AWW, sondern auch im Interesse der philippinischen Studentinnen und Studenten.
Nicht nur mit den Verantwortlichen, sondern auch mit verschiedenen Studenten-Gruppen fanden Treffen und Gespräche statt. Z.B. konnten Georg Remmert und Volkmar Proschwitz das AWW und das Fachkräfte-Programm der Abschlussklasse der Pflegefachkräfte vorstellen. Das Interesse der Studierenden war groß und einige haben sich spontan gemeldet, die gerne in Deutschland als Pflegefachkraft arbeiten möchten. Es ist geplant, dass jährlich etwa 15 Pflegefachkräfte nach Deutschland kommen.
Es sind freilich einige Voraussetzungen nötig, damit das überhaupt möglich ist. Dazugehören neben einer guten Schulbildung auch eine abgeschlossene Ausbildung zur Pflegefachkraft auf einer (adventistischen) Universität oder einem College. Die bietet z.B. die Nursing-Colleges der Adventist University of the Philippines (AUP) und des Manila Adventist College (MAC). Außerdem sind ausreichende Deutschkenntnisse (mind. A2 mit Qualifizierung zu B2) Voraussetzung für die Anstellung in Deutschland.
Um das Projekt weiter voran zu bringen, wurde eine Partnerschaft zwischen dem AWW und der AUP auf den Weg gebracht und eine Reihe weiterer konkreter Vereinbarungen getroffen. Die Kosten für die Vermittlung inkl. der Reisen werden von den Seniorenheimen in Deutschland aufgebracht. Sie betragen jedoch nur 1/6 der sonst üblichen Kosten bei entsprechenden Vermittlungsagenturen.
Als nächsten Schritt werden die Teilnehmenden ihre Sprachkurse intensivieren, damit sie das Niveau A2 schneller erreichen. So können die ersten philippinischen Pflegekräfte bereits im Sommer 2024 nach Deutschland kommen, weitere sollen bis Ende 2024 und im Frühjahr 2025 folgen. Sie werden zunächst im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes beschäftigt und können dann einen Adaptionskurs absolvieren als Voraussetzung für die Arbeit oder die Ausbildung als Pflegefachkraft.