[Berlin] - Angesichts einer gesellschaftlichen Stimmungslage, die zunehmend von Aggression, Polarisierung und Radikalisierung geprägt ist, rief der Paritätische Gesamtverband gemeinsam mit dem Paritätischen Landesverband Berlin, dessen Mitgliedern und rund sechshundert weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen – darunter Kirchen, Menschenrechtsorganisationen, Sozialwerke und Migrantenverbände – und zusammen mit dem Netzwerk „Hand in Hand“ zu einer Kundgebung am 3. Februar 2024 in Berlin auf. Auch das Advent-Wohlfahrtswerk Berlin-Brandenburg e.V. war vertreten.
Mehr als 150.000 Menschen versammelten sich zu dieser Kundgebung vor dem Gebäude des Deutschen Bundestags. Sie war von einer klaren Positionierung zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und der Allgemeingültigkeit der Menschenrechte geprägt und reihte sich in den seit Mitte Januar in Gang gekommenen zivilgesellschaftlichen Aufbruch in unserem Land ein, der sich für ein solidarisches Miteinander einsetzt und dem Erstarken rechtsextremer Ansichten und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entschieden entgegentritt. In welcher Gesellschaft wir leben wollen, geht uns alle an. Gleichermaßen lautete der Slogan des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes anlässlich dieser Kundgebung.
Das Advent-Wohlfahrtswerk weiß sich in seiner Arbeit satzungsgemäß grundlegenden Werten verpflichtet. Dazu gehört die Überzeugung, dass das Recht auf Leben unteilbar und die Würde jedes Menschen unantastbar ist – unabhängig von Herkunft, Nationalität, Weltanschauung oder sexueller Identität. Wo solche Rechte bedroht sind, können und wollen wir weder wegschauen noch schweigen. Unsere Antwort auf eine um sich greifende Vertrauenskrise besteht nicht darin, Misstrauen zu kultivieren. Der Glaube an Jesus Christus als Inspirationsquelle unseres Handelns ermutigt vielmehr dazu, Vertrauen zu investieren und Verlässlichkeit zu stärken. Das ist ein Wagnis. Doch Zusammenleben gedeiht nur im Vertrauen. Dies gelingt umso überzeugender, je glaubwürdiger das Zeugnis des eigenen Lebens ist, also unsere Worte von unseren Taten gedeckt sind.
Unsere Antwort auf aktuelle Schwierigkeiten, die bei vielen zu Überforderung und Ohnmacht führen, besteht nicht darin, die eigenen Lebensrechte gegen die anderer zu sichern und Einzelinteressen über das Gemeinwohl zu stellen. Aus christlicher Perspektive ist Zusammenleben nicht von Ausgrenzung bestimmt, sondern von Teilhabe. Dafür steht das Advent-Wohlfahrtswerk ein.
Unsere Antwort auf einen zunehmenden Rückzug ins Private besteht nicht darin, der Aussichtslosigkeit menschlichen Handelns Glauben zu schenken. Das Advent-Wohlfahrtswerk ist das institutionelle Bekenntnis der adventistischen Kirche zu gemeinwohlorientiertem Dienst. Diesem Bekenntnis werden wir gerecht, indem wir uns als Teil der Gesellschaft begreifen, uns in das Gemeinwesen einbringen und mit anderen zusammen, Hand in Hand, daran mitwirken, den bisweilen mühsamen und beschwerlichen Weg eines guten Miteinanders immer wieder zu versuchen. Das schließt Misserfolge, Fehler und Rückschläge nicht aus, die Übernahme von Verantwortung und die Fähigkeiten zu Kompromissen jedoch ein.
Das Advent-Wohlfahrtswerk trägt die Hoffnung im Namen. Unsere Antwort auf apokalyptische Zukunftsängste dieser Zeit ist nicht die Verstärkung solcher Ängste, sondern der Glaube an eine gute Zukunft, die Jesus verheißt. Diese Hoffnung lässt uns weder rückwärtsgewandt leben, noch die Hände in den Schoß legen, sondern hoffnungsstiftend handeln. Das fängt im Kleinen an, bleibt aber vor der Tür des öffentlichen Raums nicht stehen. Dazu gehört auch, zwingend notwendige Aufgaben wie den Einsatz für den Schutz des Klimas und für soziale Gerechtigkeit nicht als lästige Zumutungen diskreditieren zu lassen, sondern als dringende Herausforderungen zu begreifen.
„Politische Geschichte wird geschrieben, nicht diktiert“ war einer der prägnanten Sätze der Reden im Rahmen dieser Demonstration. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Wahl zum Europäischen Parlament im Juni und dreier Landtagswahlen im September – in Sachsen, Thüringen und Brandenburg – befinden wir uns als Bürgerinnen und Bürger auch diesbezüglich in einem hoch politischen Jahr. Ob und wie wir selbst mit unseren Werten und mit unserem Wirken an dieser Geschichte mitschreiben, liegt an jeder und jedem von uns. Es geht uns alle an!