[Hannover] – 14.12.2020 Das Jahr 2020 war auch für das Advent-Wohlfahrtswerk (AWW) wohl das herausforderndste nach dem 2. Weltkrieg und eine Belastungsprobe ganz besondere Art. Bereits in der ersten Infektionswelle im März/April mussten Kindertagesstätten schließen oder in den Notbetrieb gehen, die Adventschule Oberhavel bei Oranienburg hat sich, wie die meisten Schulen in Deutschland, buchstäblich neu erfinden müssen. Seniorenheime und Hospize haben die Besuchsmöglichkeiten drastisch einschränken und teilweise ganz einstellen müssen. Insbesondere für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war es aufgrund ihrer Kontakte nach draußen und zu ihren Familien besonders schwierig, ihre Einrichtungen infektionsfrei zu halten. Trotz allen Bemühens musste am vergangenen Wochenende eins der fünf Senioren des AWW unter Quarantäne gestellt werden, nachdem ein leitender Mitarbeiter und mehrere Bewohner positiv getestet worden waren.
Das Hospiz Friedensberg in Lauchhammer hat zeitweise im absoluten Not-Modus mit 12-Stunden-Schichten gearbeitet, nachdem zwei Mitarbeiter*innen positiv getestet wurden und insgesamt neun in Quarantäne waren. Inzwischen läuft der Betrieb jedoch wieder relativ normal. Besuche von Angehörigen sind unter strenger Einhaltung der Hygienemaßnahmen wieder möglich und auch der Seelsorger besucht die Gäste des Hauses regelmäßig.
„Das Suchtberatungszentrum des AWW in Chemnitz hat über Monate hinweg im Frühjahr nur noch telefonische Beratung anbieten können und arbeitete seit Juli mit Bestellsystem für die Klienten. Das hat jedoch erstaunlich reibungslos geklappt. Die Beratungsstelle war als einzige der drei Beratungsstellen in Chemnitz in diesem Jahr durchgehend geöffnet und für ihre Klienten da. Die persönliche Präsenz-Beratung verlangt allerding eine sehr gewissenhafte und strikte Einhaltung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Die Beratung von Angehörigen oder Gruppenstunden sind derzeit allerdings nicht möglich“, so teilte Kerstin Knorr, Leiterin der Einrichtung mit.
Für das Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen in Leipzig hatte die besondere Situation durch Corona einen geradezu gegenteiligen Effekt. Da tagesstrukturierende Angebote in der Stadt eingestellt wurden, hatte das Sozialamt ab dem 14.11. eine ganztägige Öffnung des Hauses angeordnet und die erforderliche Essensversorgung für die Frauen gewährleistet. „Überhaupt reagierte die Stadt auf Bedarfe des Hauses superschnell und zuverlässig“, so Stefanie Nemczak, die Leiterin des Hauses. Für die Mitarbeiterinnen ist die ganztätige Öffnung bei deutlich höherer Belegung neben all den zusätzlichen Hygieneschutzmaßnahmen eine große Herausforderung. „Wir sind eine Art Groß-WG geworden und werden es auch über die Feiertage hinweg sein. Die Unterstützung aus der Bevölkerung mit Sachspenden ist beeindruckend und wird das Weihnachtsfest für diese Frauen ohne festen Wohnsitz zweifellos bereichern“, so Frau Nemczak und meint: „Eine bessere Versorgung mit Corona-Schnelltests durch die Stadt würden die Mitarbeiterinnen des Hauses sehr begrüßen“.
Fast nebenbei erfolgte Mitte des Jahres ein Wechsel in der Leitung des AWW. Lothar Scheel ging in den Ruhestand, Volkmar Proschwitz wurde neuer Geschäftsführender Vorsitzender des Sozialwerkes. Wenn so ein Wechsel schon in normalen Zeiten einigen zusätzlichen Aufwand und eine angemessene Einarbeitung erfordert, ist das in Krisenzeiten wie diesen doppelt herausfordernd. Rückblickend kann wohl festgestellt werden, dass Leitungswechsel nahezu „geräuschlos“ vonstattengegangen und das Sozialwerk für die Zukunft gut aufgestellt ist.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Einrichtungen des Advent-Wohlfahrtswerkes bislang sehr glimpflich, ohne größere Infektionsgeschehen und ohne Todesfälle durch die Pandemie-Krise gekommen sind. Das ist nicht selbstverständlich und zweifellos der Umsicht und großen Sorgfalt der Leitungen und aller Mitarbeiter*innen der Einrichtungen zu danken. Unser „Gott sei Dank“ ist keine fromme Redewendung, sondern Ausdruck der sozialen Arbeit im Advent-Wohlfahrtswerk.
Mögen alle Bewohnerinnen und Bewohnern der Seniorenheime, alle Kinder der Kitas und Schüler*innen der Adventschule behütet bleiben. Ebenso alle Mitarbeiter*innen der AWW-Einrichtungen, denen ein ganz besonderer Dank und Anerkennung für Ihre unermüdliche Arbeit in diesem Jahr gilt. Möge der erneut verordnete lock down zu einer guten und ganz besonderen Zeit mit den Familien werden. Allen ein frohes Fest und einen guten Start in ein hoffentlich besseres neues Jahr.