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Frauen im Advent-Wohlfahrtswerk – eine Würdigung zum Weltfrauentag

Mitarbeiterteam im Suchtberatungszentrum Chemnitz mit Leiterin Kerstin Knorr (vorn Mitte)

Der Weltfrauentag ist nur für die Mitarbeiterinnen in Berlin ein Feiertag, aber dennoch Grund genug, die im Advent-Wohlfahrtswerk e.V. tätigen Frauen aufs herzlichste zu grüßen und sich bei Ihnen zu bedanken. Von den derzeit 113 angestellten Personen sind 84 Prozent Frauen. Das allein wäre schon Grund genug für Respekt und Anerkennung, weil Frauen nicht nur für eine sehr gute Frauenquote sorgen, was in sozialen Berufen ja eher die Regel als die Ausnahme ist, sondern weil sie die tragenden Säulen des AWW sind und für die Qualität der Arbeit im AWW stehen. Sie sind mit Herzblut dabei und bringen ihr fachliches Können in der sozialen Arbeit ein, ob nun als Erzieherinnen, Heilerziehungspflegerinnen, Suchttherapeutinnen, Sozialpädagoginnen, Lehrerinnen, Horterzieherinnen, Altenpflegerinnen, Krankenschwestern, Sachbearbeiterinnen, Buchhalterinnen, Raumpflegerinnen oder was sonst noch für Berufe im AWW vertreten sind.
Gleiches gilt übrigens auch für die vielen Ehrenamtlichen in Helferkreisen, Suppenküchen, Kleiderkammern, Tafeln, Hospizdiensten, Nachbarschaftsprojekten usw., die ebenfalls in der Mehrheit von Frauen getragen werden.
Sie haben sich nicht nur persönlich Respekt und Anerkennung erarbeitet, sondern haben auch wesentlichen Anteil an der Anerkennung der AWW-Einrichtungen, Helferkreisen und Projekten in der Gesellschaft. Übrigens werden die AWW-Einrichtungen zu 100% und die AWW-Gesellschaften (Seniorenheime und Hospize) zu 43% von Frauen geleitet. Auch das zeigt, welchen Stellenwert Frauen im AWW haben.
Dass Vorstand und Aufsichtsrat als oberste Leitungsgremium des AWW ausschließlich von Männern besetzt sind, ist zwar nicht beabsichtigt, aber zweifellos Ausdruck einer überholten Rollenverteilung. Frauen haben es immer noch schwer, ihren Platz auch in Führungspositionen der Gesellschaft zu finden, können es sich oft aber auch selbst nicht vorstellen, diesen Platz einzunehmen und lehnen dankend ab, wenn sie darum gebeten werden.

Auch die Führungsgremien der christlichen Kirchen und Gemeinschaften werden überwiegend, in einigen Kirchen auch ausschließlich von Männern dominiert. Zwar sind auch in der Adventistischen Freikirche die Mehrzahl der Mitglieder Frauen, aber sie sind auch hier in den Kirchenleitungen deutlich in der Minderheit und in den obersten Positionen kaum oder gar nicht zu finden. Dabei ist ist Rolle der Frauen aktuell in der adventistischen Freikirche ein heiß umstrittenes Thema, für die einen Kulturkampf, für die anderen eine theologische Gretchenfrage. Fakt ist, dass Frauen zwar gern zum Dienst in der Kirche eingeladen und gerufen, in der Führung der Kirche aber sehr selten und in den Spitzenpositionen so gut wie nicht zu finden sind. Hier gibt es zweifellos noch viel „Luft nach oben“ und man darf gespannt sein, ob und wie die Freikirche diese Frage löst, ohne an ihr zu zerbrechen.

Dass Männer und Frauen nicht völlig gleich, sondern in vielerlei Hinsicht verschieden sind, ist wohl kaum zu bestreiten, auch wenn manche Kräfte in der Gesellschaft das vehement einfordern und die Genderisierung mitunter skurrile Blüten treibt. Im AWW zählt nicht das Geschlecht, sondern sind Männer und Frauen in jeder Hinsicht gleichgestellt. Sie begegnen sich auf Augenhöhe, haben die gleichen fairen Chancen, im „Unternehmen AWW“ mitzuarbeiten, Anerkennung zu erhalten, gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu bekommen und Karriere zu machen.

Dass es dennoch viele noch zu überwindende Ungleichheiten und auch Ungerechtigkeiten gibt, darf nicht übersehen werden. So tragen Frauen nach wie vor die Hauptlast in ihren Familien, was zur Doppelbelastung von Familie und Beruf führt. Sie sind deutlich stärker in Teilzeit-Arbeitsverhältnissen zu finden als die Männer. Sie haben bedingt durch Kinder und Erziehungsarbeit z.T. längere Unterbrechungen ihrer beruflichen Entwicklung, die sie oft mit hohem Kraftaufwand zu kompensieren suchen und das in der Regel auch schaffen. Besonders hart trifft es alleinerziehende Frauen, die multiple Anforderungen und Belastungen bewältigen, die vermutlich viele Männer nicht schaffen würden. Am Ende beziehen sie trotzdem im Verhältnis weniger Rente als Männer, was ihrer Lebensleistung nicht entspricht. Hier ist zu allererst die Politik gefragt, diese Lücke zu schließen.

Das AWW versucht vieles auszugleichen, gerade im Hinblick auf Arbeitsplatzsicherheiten während der Erziehungszeiten oder auch flexiblen Arbeitszeitgestaltungen, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Nicht alles gelingt schon, manches haben wir vielleicht noch gar nicht im Blick, aber wir sind miteinander auf einem guten Weg als Männer und Frauen im Advent-Wohlfahrtwerk.